Marionette

Marionette

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Ma|ri|o|net|te [mari̯o'nɛtə], die; -, -n:
1. Puppe zum Theaterspielen, die mithilfe vieler Fäden oder Drähte geführt wird:
das Stück wurde mit Marionetten gespielt.
2. <mit Attribut> Person, die als willenloser, anderen als Werkzeug dienender Mensch angesehen wird:
er wurde als Marionette des linken Flügels abqualifiziert.
Syn.: Handlanger (abwertend), Lakai, Satellit, Vasall (abwertend).

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Ma|ri|o|nẹt|te 〈f. 19
1. an Fäden bewegte kleine Gliederpuppe
2. 〈fig.〉 willenloser, anderen als Werkzeug dienender Mensch
[frz. <ital. marionetta, Koseform zu Maria]

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Ma|ri|o|nẹt|te , die; -, -n [frz. marionnette, eigtl. = Mariechen, Abl. vom frz. w. Vorn. Marion]:
Puppe zum Theaterspielen, die mithilfe vieler an den einzelnen Gelenken angebrachter u. oben an sich kreuzenden Leisten befestigter Fäden od. Drähte geführt wird:
das Stück wurde mit -n gespielt;
Ü er war nur eine M. (ein unselbstständiger, von einem anderen als Werkzeug benutzter Mann).

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Marionẹtte
 
[französisch, eigentlich »Mariechen«] die, -/-n,  
 1) übertragen: unselbstständiger, willenloser Mensch, der anderen als Werkzeug dient.
 
 2) in Frankreich gebräuchlicher Begriff für alle Theaterpuppen, im deutschen Sprachgebiet nur für Spielfiguren, die von oben an Fäden, Drähten oder Stangen geführt werden und einen untergliederten Körper besitzen. Die einfachsten Figuren haben einen Führungsfaden im Rücken (zur Verbeugung), zwei an den Kopfseiten und je einen an Hand- und Kniegelenken. Komplizierte Marionetten können 30 Fäden und mehr aufweisen. Der Spieler führt die Marionette mithilfe des Spiel- oder Führungskreuzes oder Rahmens, an dem die Fäden befestigt sind. Die traditionelle Marionette hat meist ein senkrechtes Spielkreuz, selten ein waagerechtes. Die moderne Marionette wird meist mit einem schrägen Spielkreuz (Bross-Kreuz) gespielt. Die Marionette erhält ihre Bewegungscharakteristik (schwebend, tänzerisch) durch diese mittelbare Führung des Spielers (im Gegensatz zur Handpuppe) sowie durch den Bau der Gelenke und die Verteilung der Gewichte. Die Kunst des Marionettenspielers zeigt sich in der Spannung zwischen gesteuertem, fadenziehendem Bewegungsimpuls, der die Marionette aus dem Ruhepunkt wirft, und dem Loslassen des Fadens, bei dem sie in ihrer eigenen Charakteristik zu ihrem Schwerpunkt, ihrem Gleichgewicht zurückpendelt.
 
Die traditionelle europäische Marionette war vornehmlich aus Holz und Textilien gebaut und nicht selten über 1 m groß. Heute ist sie meist wesentlich kleiner und besteht aus den unterschiedlichsten plastischen Materialien (Spiel der Gewichte).
 
Das Marionettentheater fand in Europa Verbreitung im Zusammenhang mit der Entwicklung barocker Bühnentechnik (illusionistische Kastenbühne). Ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts war es das bevorzugte Medium der ärmeren Wanderkomödiantentruppen. Gespielt wurden Haupt- und Staatsaktionen sowie ältere Stoffe (Faust). Mit Entwicklung des bürgerlichen Nationaltheaters (Mitte des 18. Jahrhunderts) verlor es an Bedeutung und erlebte im 19. Jahrhundert eine erneute Blüte v. a. in Süddeutschland und Sachsen. Neue Stoffe kamen aus der »Schauerromantik« hinzu, Räuber-, Rühr- und Heimatstücke, aber auch Stücke mit aktuellem Bezug (Bergbauunglück, Auswanderungsproblem). Eine Sonderstellung nahm das Marionettentheater am Hof des Fürsten Esterházy ein, für das J. Haydn Singspiele komponierte (u. a. »Philemon und Baucis«, 1773). Besondere Beachtung fand die Marionette im ästhetischen Programm der Romantik (H. von Kleist, »Über das Marionettentheater«, 1810). Erneuerer des Marionettentheaters waren ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Joseph Leonhard Schmid (* 1822, ✝ 1912) und F. von Pocci, die in München das erste feststehende Marionettentheater gründeten (1858). Im Zuge der Neuromantik begann um 1900 die Entwicklung des künstlerischen Marionettentheaters (Paul Brann, * 1873, ✝ 1955, mit seinem »Marionettentheater Münchner Künstler«; Ivo Puhonny, * 1876, ✝ 1940, in Baden-Baden). Theaterreformer zu Beginn des 20. Jahrhunderts beziehen sich teils theoretisch auf die Marionette (G. Craig: der ideale Schauspieler als »Übermarionette«), teils praktisch (O. Schlemmer und die »Bauhausbühne«). Zu den führenden Marionettenspielern zählt A. Roser mit »Gustaf und sein Ensemble« (Stuttgart). Feststehende deutschsprachige Marionettentheater befinden sich in München, Augsburg (»Augsburger Puppenkiste«, Leitung W. Oehmichen), Bad Tölz, Düsseldorf, Steinau und Salzburg (v. a. Mozartopern; künstlerische Leitung Gretl Aicher, * 1928).
 
Neben der Marionettentradition in den mittel- und ostasiatischen Ländern, in denen die Marionette schon vor ihrem Auftreten in Europa bekannt war, besitzen viele europäische Länder eine eigene Marionettentheatertradition (v. a. Frankreich, Italien, Tschechische Republik). Puppentheater.
 
 
P. L. Mignon u. J. Mohr: M.-Theater (a. d. Frz., Lausanne 1963);
 G. Baty u. R. Chavance: Histoire des marionettes (Paris 21972);
 R. Simmen: M. aus aller Welt (1978);
 O. Batek: M. Stab-, Draht- u. Fadenpuppen (1980);
 G. Kraus: Das Kleine Welttheater. Die Salzburger M. (Salzburg 1988);
 O. Laksberg: »M., che passione!« - Die Puppe im Werk von Gordon Craig. Beitrr. zur Gesch. des Figurentheaters (1993);
 
Sächs. Wandermarionettentheater, bearb. v. O. Bernstengel (1995).
 

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Ma|ri|o|nẹt|te, die; -, -n [frz. marionnette, eigtl. = Mariechen, Abl. vom frz. w. Vorn. Marion]: Puppe zum Theaterspielen, die mithilfe vieler an den einzelnen Gelenken angebrachter u. oben an sich kreuzenden Leisten befestigter Fäden od. Drähte geführt wird: das Stück wurde mit -n gespielt; Es war gespenstisch und war wie das Tun von -n (Plievier, Stalingrad 176); Ü Sie braucht einen Mann, aber keine M. (keinen unselbstständigen, von einem anderen als Werkzeug benutzten Mann; Kirst, 08/15, 279).

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Marionette — Mar i*o*nette , n. [F. marionette, prop. a dim. of Marie Mary.] 1. A puppet moved by strings, as in a puppet show. [1913 Webster] 2. (Zo[ o]l.) The buffel duck. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

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  • Marionette — (frz.), Gliederpuppe, die auf einem Marionettentheater mittels Schnüren oder Drähten bewegt wird; danach willenloser, von andern beherrschter Mensch. – Vgl. Rehm (1905) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Marionette — »(an Fäden oder Drähten aufgehängte und dadurch bewegliche) Gliederpuppe für Puppentheater«, auch übertragen gebraucht im Sinne von »willenloses Geschöpf«: Das Fremdwort wurde im 17. Jh. aus gleichbed. frz. marionnette entlehnt, das als Ableitung …   Das Herkunftswörterbuch

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